Konflikteskalation
1. Hauptphase: Anfangsphase
a. Verhärtung
- belanglose Reibereien, inhaltliche Meinungsverschiedenheiten
- Neigung, Argumente der eigenen Gruppe positiv zu bewerten
b. Polarisation und Debatte
- es werden Lager gebildet und verteidigt
- harte verbale Konfrontationen
- erhöhte Reizbarkeit
- wachsendes Misstrauen
- Imponiergehabe
- Typisierungen der gegnerischen Denk- oder Handlungsmuster
c. Taten statt Worte (Übergang zur Handlungsebene)
- rein verbaler Schlagabtausch wird als nutzlos empfunden
- Demonstration von Stärke und Selbstsicherheit zur Einschüchterung der anderen
- Einsatz strategischer Mittel mit dem Ziel der Überrumpelung des Gegners, mit aggressiver und z.T. kränkender Komponente
2. Hauptphase: Der Konflikt weitet sich aus
a.
- sprunghafte soziale Ausweitung
- Erhalt und Verbesserung des eigenen Image entscheidend
- Versuch, Koalitionspartner zu finden
- Stigmatisierung der Gegenpartei
b. Gesichtsverluste
- man fügt dem Gegner einen Gesichtsverlust zu oder provoziert ihn, sich zu blamieren (point of no return)
- gegenseitige Verteufelung (bis zu physischem Ekel)
- alle Handlungen der Gegenpartei werden negativ interpretiert (auch frühere, die positiv gemeint waren)
- Versuche, den guten Ruf wieder zu gewinnen (z.T. unter großen Opfern)
c. Drohstrategien
- Ohnmachtsgefühle und Angst, den Kampf zu verlieren, führen zu Drohungen aller Art: Drohgebärden, Ankündigung feindlicher Konsequenzen bei Nichterfüllung der Forderungen, Ultimaten
- erhöhter Stress für beide Parteien bis hin zu besinnungsloser Wut
- Zunahme der Gewalt, Gegendrohungen
3. Hauptphase: offener Krieg
a. begrenzte Vernichtungsschläge
- Angekündigte Drohungen werden ausgeführt
- das Sicherheitsgefühl wird erschüttert, dem Gegner wird alles (Böse) zugetraut
- keine Wahrnehmung einzelner Menschen bei der Gegenpartei, sie sind nur noch Ziel-Objekte (zur Manipulation oder gar Vernichtung)
- Absicht, der andern Partei zu schaden, dominiert, bis hin zu Zerstörungslust, mit dem Ziel der Entmachtung
- Schadenfreude
- Machtmittel dominieren
- völliger Zusammenbruch der zweiseitigen Kommunikation
b. Angriff auf die Macht- und Existenzgrundlagen des Gegners
- Listen zur Spaltung des gegnerischen Lagers
- Diffamierung der gegnerischen Zentralfiguren
- noch geringe Hoffnung, selbst (als Partei) zu überleben
c. Der “totale Krieg”
- Vernichtung des Gegners selbst um den Preis der Selbstvernichtung wird angestrebt
- mehrere Gruppierungen am Konflikt beteiligt.
- Freund-Feind-Linien werden unübersichtlich
nach: Glasl, Konfliktmanagement, 1994